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vor etwas über zwei monaten habe ich hier über meine beckenendlagendiagnose und den wendeversuch geschrieben. damals habe ich auch versprochen den rest der geschichte zu erzählen.das ist jetzt lang geworden und enthält unterschiedlich viele details von denen ihr vielleicht nix wissen wollt.
also die wendung war nicht geglückt, ich war aber wild entschlossen einen kaiserschnitt zu umgehen. ich hab das gar nicht als so besonders empfunden, die vorstellung, dass mir jemand den bauch aufschneidet war mir einfach unerträglich. wenns eine andere lösung gibt her damit.
klar wurde ich erstmal mit bedenken konfrontiert bezüglich der sicherheit. es gab vor einiger zeit mal eine studie, in der stand, dass geburten aus steißlage eine erhötes risiko für das kind darstellen, was zur folge hatte, das bels nur noch per kaiserschnitt entbunden wurden. zwar wurde die studie einige jahre später zurückgezogen, aber die zeit hat gereicht, um das wissen über eine fachgerechte entbindung bei steißgeburt fast vollständig verschwinden zu lassen. nach neueren erkenntnissen scheint es so, dass das risiko bei vollendeter steißlage (po unten beide beine oben) nicht viel höher ist als bei einer geburt mit dem kopf voran und geringer als bei einem kaiserschnitt, vorausgesetzt, das becken der gebärenden und der kopf des kindes passen gut zusammen und das kind wird nicht zu schwer.
ich habe mir alle zahlen angesehen die ich finden konnte und mit der ärztin lange darüber gesprochen und bin für mich zu dem schluss gekommen, dass das risiko bei der spontangeburt mit meiner oberärztin für mich vertretbar ist. das wurde eigentlich von allen in meinem bekanntenkreis gut aufgenommen. nur meine gynäkologin war pikiert und hat mich an ihre kollegin abgegeben, weil sie das nicht vertretbar fand. (was n das für ne scheiße? die sehen mich nie nie nie wieder!)
die bedingung für eine BEL eintbindung in „meinem“ krankenhaus ist, dass im vier füßlerstand entbunden wird, weil das die geburt für das kind und die mutter einfacher macht. und der zugang wird vorher gelegt, ein wehen tropf kommt fast immer zum einsatz, kaiserschnittbereitschaft besteht sowieso… von selbstbestimmter geburt, kann ich hier also nur bedingt sprechen, aber ich fühlte mich mit dieser entscheidung ziemlich gut. mit diesem entschluss wurde ich also nach hause entlassen, mit der ansage, wiederzukommen, wenn die wehen losgehen.
für mich stellte sich noch das problem, dass püppi noch nicht fest im becken saß. wie bei der entbindung mit dem kopf zuerst, sollte das baby vor der geburt mit dem po ins becken rutschen um zu verhindern, das bei einem blasensprung die nabelschnur unter den po rutscht und dann bei der entbindung abgeschnürt wird. wenn die fruchtblase platzt und das kind sitzt nicht im becken muss ein liegend transport ins krankenhaus erfolgen, was bedeutet hätte das ich nicht in die klinik in die ich wollte gebracht worden wäre sondern in das nächste krankenhaus in der nähe und dann da nen kaiserschnitt bekommen hätte. fand ich gruselig, da kam es aber nicht so
die zeit verging schnell und plötzlich stand der errechnete entbindungstermin vor der tür und meine frauenärztin weigerte sich, noch länger verantwortung für mich zu übernehmen und drückt mir mal wieder eine überweisung in die hand, damit ich damit in meine wunschklinik fahre und mit denen kläre wies denn weitergeht. mir gings zu dem zeitpunkt eigentlich gut dem kind auch und ich hab nicht wirklich verstanden was die aufregung sollte. aber natürlich machte ich mich am sonntag auf um in der klinik ein ctg schreiben zu lassen, mir wurde nochmal bestätigt, dass alles in ordnung sei und angeboten, dass ich in der kommenden woche auch in den kreißsaal kommen könne um die ctgs zu schreiben.
das war alle zwei tage notwendig und ein bisschen nervig dafür jedemal ins krankenhaus zu fahren, aber immernoch besser als sich mit den ärztinnen in der praxis rum zu ärgern. der mann hat mich immer gefahren, in nen zug zu steigen hab ich mich dann doch nicht getraut. als eine woche nach dem ET immer noch keine wehen in sicht waren, besprach die ärztin mit mir, das wir eine einleitung ins auge fassen sollten weil sie sorge hatte, dass das kind zu schwer wird. zunächst wurde noch versucht püppi mit pflanzlichen (vielleicht waren es auch antroposphische?) mittel anzustoßen, aber sie ließ sich davon nicht beeindrucken.
am montag eine woche nach dem errechneten entbindungstermin wurde ich stationär aufgenommen. mal wieder war die station brechend voll so dass ich zunächst kein zimmer hatte. schon morgens wurde der erste einleitungsversuch unternommen mit einem wehenfördernden gel. ab da hieß es warten, das gel machte relativ schnell leichte übungswehen, das ctg blieb aber weitestgehend unauffällig. mittags bekam ich ein bett und konnte mich erstmal alleine in einem zimmer einrichten, platz für den püppipapa gabs jedoch nicht.
im laufe des tages musste ich regelmäßig in den kreißsaal zum ctg. ich wäre vor langeweile gestorben, wenn ich nicht meinen mp3player mit hörbüchern voll geladen hätte. der mann musste zwischen drin weg, kam aber schnell wieder.
nachmittags wurde die einleitung erstmal abgebrochen. eine der hebammen hatte eine unklare infektion im mutterpass entdeckt. da sich mit der frauenarztpraxis nicht klären ließ, ob die behandelt wurde und mir damals nichts von dieser infektion erzählt wurde, bekam ich erstmal profilaktisch antibiotika um eine infektion des kindes bei der geburt auszuschließen. ich war fertig mit den nerven auch wenn ich eigentlich ausschließen konnte, dass ich daran erkrankt war. dr b machte einen abstrich und wir einigen uns darauf, mit einer weiteren einleitung zu warten, bis die laborwerte vorliegen. ich habe weiter nur leichte wehen vom morgentlichen einleitungsversuch diese verschwanden im laufe des nachmittags wie erwartet wieder. als ich abends im kreißsaal zum ctg schreiben saß, standen plötzlich meine eltern draußen vor der tür. ich war völlig perplex aber diese ablenkung hat mir sehr gut getan weil sich abzeichnete, das ich noch mehr zeit im krankenhaus verbringen würde.
dann: dienstag warten, mittwoch warten und sich sorgen machen ob das baby sich bei einer eventuellen spontangeburt eine augenentzündung oder schlimmer noch eine lungenentzündung holt. am donnerstag war der test auf die infektion dann negativ, ich war sehr erleichtert. schon morgens wurde ein neues einleitungsgel gesetzt, am nachmittag dann nochmal, jetzt war klar, heute soll es losgehen. wir sind den ganzen tag durchs und ums krankenhaus getigert. abends um 10 habe ich mittlere wehen aber wirksam sind die noch nicht. ich fands ziemlich furchtbar, weil ich angst hatte, dass der püppivater nach hause geschickt wirs, und dann nicht rechtzeitig wieder kommt zur geburt und weil ich nicht in dem kleinen grässlichen kreißsaal gebären möchte der als einzigster frei war.
die hebamme hat dann ein familienzimmer für uns beide organisiert weil sie meinte, dass ich zu angespannt sei. auf der benachtbarten gynäkologischen station war noch ein zimmer frei.
nachts um drei wachte ich von wehen auf wollte aber noch warten mit kreissaal, war ja gerade erst losgegangen.der mann wachte dann auch auf und wollte gleich einen rollstuhl holen, aber ich wollte lieber laufen. beim ctg konnte ich nicht mehr still sitzen, der mann holte dann eine hebamme und diese nahm mich gleich mit in den kreißsaal. (glücklicherweise einer von den großen) die hebamme war überrascht wie weit der muttermund schon offen war. ich wollte und konnte nicht liegen bleiben. die hebamme bekam aber das mobile ctg nicht zum laufen. irgend wann doch, die wehe wurden sehr schnell immer stärker und fand gebären eine scheiß idee. die hebamme ließ wasser ein und trieb mich fast in den wahnsinn weil sie mir während der wehen verschiedene vorschläge machte was ich jetzt tun könnte. mir fällt es schwer nett zu ihr zu sein, und sie findet mich hysterisch. was abends noch eine gute kombination war, entwickelte sich jetzt zu keiner guten beziehung.
ich konzentrierte mich auf die aussicht zu baden, doch dann hieß es, das ginge doch nicht mehr, der muttermund war schon zu weit auf. ich wollte eine pda, weil ich die wehen nicht gut wegsteckte und immer agressiver wurde.
die hebamme meinte ich bräuchte keine mehr, weil es eh nicht mehr lange dauern würde. aber mit war das egal. es dauerte was bis der anästhesist da war. ich fragte nervös wie lang die denn noch brauchen, weil der anästhesist sich noch mit assistenzärztin und hebamme unterhalten hat. er kann mir dann sagen, wieviel wehen es noch sind das hat mir geholfen. mit pda konnte ich mich dann ausruhen und wieder ein bisschen runterfahren, der mann und ich lagen auf dem riesen kreißbett und unterhielten uns. inzwischen war auch schichtwechsel und meine neue hebamme war die, die mich auch schon bei der äußeren wende betreut hatte.irgendwann taucht dann auch frau B., die oberärztin auf, wie sie mir versprochen hatte. zwischendrin hatte ich schon schiss, dass sie nicht rechtzeitig kommt, war tatsächlich auch knapp, wie sie mir berichtet hat.
als die geburt in die letzte phase ging, begab ich mich dann in den vierfüßlerstand was mit dem coolen kreißbett sogar ganz bequem war. die pda war da dann auch verfolgen so das ich wieder die wehen voll spüren konnte. das ctg hat in dieser position die wehen nicht aufgezeichnet und der mann bekam dann die aufgabe sie mit zuzeichnen damit die regelmäßigkeit überprüft werden konnte, das war gut weil er mir so nicht auf den wecker gehen konnte. irgendwann bekam ich dann noch nen wehentropf, aber auch das war mir vor der geburt ja angekündigt worden. bei der entgültigen geburt war der kreißsaal dann wohl voll mit ärzten, ich hab das durch die gebärposition nicht mitgeschnitten, wurde aber auch vorher schon gefragt, weil die anderen ärztinnen ja langfristig auch lernen sollten wie das mit der steißgeburt funktioniert. ich hab immer eher verwirrt gefragt, was denn gerade passiert, weil ich das so schlecht einschätzen konnte. und irgendwann war püppi dann plötzlich da und ich total überrascht. das erste was ich von ihr gesehen habe waren ihre hände, die waren ganz groß und mit langen fingern. wow fassunglos. als ich mich aus dem vierfüßler rausbewegt hatte, war der kreißsaal dann auch schon wieder leer bis auf frau b die hebamme und die assistenzärztin. der mann war übrigens überfordert ob der frage, ob er denn die nabelschnur durchschneiden wolle. die übriggebliebenen wollten noch kurz guckten ob püppi atmet, die hebamme hat die nachgeburt betreut uns eine decke gegeben und uns dann in ruhe gelassen. so hatten wir sofort zeit uns als familie zu finden und püppi war ein ziemlich schlaues stillkind und hat sofort geschnallt wie das funktioniert. wir lagen zu dritt auf dem kreißbett und waren geplättet. nach einer dreiviertel stunde hat die assistenz ärztin dann die u1 gemacht und später kamen dann noch ein paar unschöne dinge wie einen dammriss nähen, wofür ich denn mann rausgeschmissen habe, und eine nicht zu stillende blutung, die irgendwann alle ziemlich nervös gemacht hat. (Highlight: assitenzärztin zur hebamme: steht der mond gerade schlecht oder warum hört das nicht auf? yeah esos, ich war ziemlich entgeistert) und mir mein geburtserlebniss verhagelt und das wochenbett kompliziert machte weil ich nicht stehen konnte. am ende war ich fast so lange für die geburtsnachbereitung im krießsaal wie für die geburt… aber trotzdem würde ich auch ein zweites kind lieber spontan kriegen.
fazit:
* die spontane geburt und das anthro krankenhaus waren für mich genau das richtige, such wenn ich manches befremdlich fand.
* auf vorher im krankenhaus rumhängen hätte ich verzichten können aber bei den ersten wehen schon da gewesen zu sein war nicht schlecht.
* von der wehe die mich aus dem schlaf gerissen hat bis zur geburt sind nur sechs stunden vergangen. das ist wohl eher schnell. vor allem weil mir vorher immer alle erzählt haben, das im idelafall die geburt langsam geht und nur die letzte phase dann ganz schnell.
* ich hatte eine hebamme für mich alleine und eine assistenzärztin fast für mich allein. und dann kam frau b extra angefahren obwohl sie abends noch schicht hatte. = so gut/eng betreut wird selten, hab ich mir sagen lassen.
* ich war mir nicht bewusst, wie ungewöhnlich mein wunsch nach einer spontanen entbindung war. ich war die erste erstgebärende nach zwei jahren (mit je ca. 1000 geburten) in diesem krankenhaus bei der die vorraussetzungen gepasst haben.
* das war für meine geburt glaube ich gut, weil ich mir dann auch keine übermäßigen sorgen machen konnte.
* beim nächsten mal würde ich noch mehr auf mein bauch gefühl hören und nicht mehr versuchen nett zu sein wenn mich jemand nervt.
* wenn ihr wollt dass die begleitende person irgendwann draußen wartet, dann macht aus wo, der mann war erstmal verschwunden und konnte sich dann nicht um püppi kümmern. und bekam auch von der kritischen situation gar nix mit.
* auch wenns dann nicht so gut gelaufen ist mir der blutung die erste zeit mit kind allein war für uns total wichtig und auch beim nähen durfte ich sie bei mir behalten.
* ich glaub psychologie hat bei meiner geburt eine große rolle gespielt, ich hätte mich nicht aufs gebären einlassen können wenn der mann nicht bei mir gewesen wäre. ohne familienzimmer wären wir aufgeschmissen gewesen vor allem weil ich nicht aufstehen konnte hinterher.
* es ist total wichtig, dass alle die entscheidung mittragen, meine gynäkologin hat mich echt verunsichert das war ätzend. wenn mich nochmal jemand so behandelt wechsel ich auch in der 37. schwangerschaftswoche noch die praxis!
* püppi war 3120 gramm schwer und 54 cm lang, also ein druchschnittsbaby
das war jetzt lang. und ich finde nicht so schön erzählt aber vielleicht ja informativ. fragen? beantworte ich gerne in den kommentaren oder per mail.